Butzbacher & Brommelmeier – Die Liebe der Pinguine

Butzbacher & Brommelmeier sind ein 1990 gegründetes Mikrodramen-Theater aus Bremen mit Mateng Pollkläsener und Hans König.


Die Liebe der Pinguine ist ihre neunte Produktion, für die alle Texte und Lieder von Hans König geschrieben werden. In der Geschichte geht es um eine magisch-realistische Schiffreise nach Südgeorgien im südlichen Pazifik, auf der Butzbacher und Brommelmeier als Entertainer engagiert worden sind.


Das Projekt behandelt die Frage, welche Konsequenzen sich für ein Individuum ergeben, das sich als solitär definiert, also im Grunde unabhängig von menschlichen Beziehungen und Verantwortungen handelt.


Nach einer Havarie tauchen Butzbacher & Brommelmeier in die selbstvergessene Welt der subantarktischen Insel ein. Die Erlebnisse mit den wenigen dort lebenden Menschen, der eisig-paradiesischen Landschaft und den dort lebenden Tieren, lässt sie ungeahnte Talente in sich entdecken und verändert den bisherigen Blick auf ihr eigenes Dasein in dieser Welt. Gewissheiten und Sicherheiten scheinen sich in der Bucht von Grytviken aufzulösen. In dem „silent running“, inmitten arktischer Stürme, beginnen die beiden Freunde sich ihrem bisherigen Leben zu entfremden, bis ein Ereignis sie mit Macht zurückholt.

Der Plot
Die beiden deutsch-korsischen Daseinsverschleißer Butzbacher & Brommelmeier haben in über 30 Jahren auf der Mittelmeerinsel viele kleine und große Abenteuer erlebt. Sie haben immer wieder die Insel bereist, ein Netz skurriler Wegbegleiter geknüpft. Einige Abstecher aufs Festland, nach Paris, in die Lüneburger Heide und sogar nach Mexiko haben ihren Horizont daran gehindert, sich älterwerdend zu verengen. Butzbacher hatte sogar eine ganz erfolgreiche Karriere aus Gastronom hingelegt, lebte in (wie sich herausstellte) pseudo-monogamer Beziehung mit der Künstlerin Suzsanne, während Brommelmeier seit einiger Zeit als Hilfslehrer in einer kleinen Musikschule unterrichtete, doch nie müde wurde, seiner längst verflossenen alten Liebe Jona schönste Liebeslieder zu komponieren. Nun, im Jahre 2020 hat Butzbacher durch den Einfluss missliebiger Konkurrenz sein Geschäft verloren. Buzbacher ist erschöpft, denn, mehr als er sich eingestehen mag, sucht er nach Sicherheiten und Gewissheiten in seinem Leben.

Brommelmeier, der sich um seinen Freund sorgt, überredet ihn dennoch, als Gesangskünstler auf Fähren und Kreuzfahrtschiffen anzuheuern. Allerdings verlaufen die Castings unerfreulich. Das Unterhaltungsschema der vielen Touristenfähren, die zwischen dem italienische Festland bzw. Frankreich und Korsika verkehren, hat keinen Platz für die zur Gitarre gesungenen Balladen.

Doch der Zufall kommt ihnen zur Hilfe. In der korsischen Hafenstadt Bastia legt ein modernes Expeditionsschiff an, welches auf Weltreise ist und in erster Linie Vogelbeobachter an Bord hat. Diese spezielle Spezies reist aus schrulligster Vogelliebe um die Welt, führt die Listen aller auf der Welt lebenden Seevögel und hat den Ehrgeiz, diese mit eigenen Augen gesehen zu haben (bevor sie für immer aussterben). Dieses Expeditionsschiff mit dem Namen „Krud Adznar“, hat Bedarf und auch Verschließ an „anspruchsvollen“ Unterhaltungskünstlern. Eben hatte ein eigens engagierter Vogelpoet entnervt das Schiff verlassen, so kommen Butzbacher und Brommelmeier unverhofft an ihr Engagement, das sie bis in das Südpolargebiet führen soll.

 

Auf dem Expeditions-Kreuzfahrtschiff treffen die Sänger auf einen illustren Querschnitt menschlicher Individuen. Schwerreiche Snobs, naturverheiligende Vogelnerds, gelangweilte Weltentflieher, zufriedene Apokalyptiker. Butzbacher & Brommelmeier müssen bald erkennen, dass sie den maßlos verschiedenen Erwartungen an Bord nicht gerecht werden können. Sie erfahren Ablehnungen aller Art, Belehrung und abgründige Einblicke in die Schwarzstufen der menschlichen Seele. Bald halten sich die beiden Fehlplazierten mit der Darbietung lustiger Theatersketche und dem Singen von Unterhaltungsschlagern aus der Feder von Tino Rossi, hauptsächlich mit dessen Chanson „J’attendrai“ über Wasser.


Auf dem Weg in die Antarktis wird das Schiff schließlich Opfer der Furious Fifties, einer stürmischen Westwindzone zwischen dem 40. und 50. Grad südlicher Breite. Während eines hohen Wellengangs taucht vor dem Schiff ein „Kaventsmann“ auf, eine 25 Meter hohe Welt, die es so beschädigt, dass es fast vollkommen manövrierunfähig wird, was in dieser Wetterlage sehr gefährlich ist. Die Krud Adznar schafft es mit letzter Kraft auf die windstille Seite Südgeorgiens und geht in der Bucht des von drei Menschen bewohnten Ortes Grytviken vor Anker. Das Schiff ist bald nicht mehr zu beheizen, auch werden die Nahrungsmittel knapp. Die Stimmung an Bord wird immer bedrückender und Butzbacher und Brommelmeier beschließen, die Krud Adznar zu verlassen und sich auf dem unwirtlichen Eiland eine Bleibe zu suchen.


Als sie die Insel betreten, findet Brommelmeier an einem Strandstück einen bronzenen Schlüssel.
Hier, in der Häuseransammlung Grytviken, treffen sie auf die 35 jährige Ivy, die Tochter des alten englischen „Gouverneurs“ Südgeorgiens Henry und dessen isländischer Frau Gülnar. Die einzigen derzeitigen Bewohner Südgeorgiens. Ivy begrüßt Butzbacher und Brommelmeier wie alte Freunde. Wie sich bald herausstellte, gehört der gefundene Schlüssel ihr. Sie hatte ihn vor vielen Jahren bei ihrer Ankunft auf der Insel verloren.


Butzbacher und Brommelmeier beziehen in einer alten Walfängerhütte Quartier und unternehmen verschiedene Ausflüge in das eisige Innere der Insel. Zwischen Ivy, die die beiden oft begleitet, und Brommelmeier entsteht ein besonderes Band. Sie liebt die Lieder, die die beiden singen und ist der erste Mensch aus Butzbacher, der diesen wirkliche Anerkennung entgegenbringt.


Bald geben Butzbacher und Brommelmeier auf einer kleinen Anhöhe ein Konzert vor Ivy, ihren Eltern und etwa 400.000 Pinguinen, die konzentriert der Darbietung folgen und sie mit einem anständigen Geklapper ihrer Flossen quittieren. Daraufhin werden Butzbacher & Brommelmeier auf Schritt und Tritt von ihren neuen Fans begleitet und mit Fischen versorgt.


Überhaupt akklimatisieren sich die beiden erstaunlich schnell, während die Passagiere der Krud Adznar auf dem Schiff ausharren. Butzbacher und Brommelmeier essen mit Begeisterung frischen Fisch, durchwandern bald mit großer Selbstverständlichkeit die unwirtlich wirkende Insel, als kennten sie diese schon lange Zeit. Dabei rettet Butzbacher unter Einsatz seines Lebens das Ei eines Pinguins und Brommelmeier löst cool einen Interessenskonflikt mit einem Seeleoparden. Auch berichten sich die beiden Freunde, dass sie mitunter prophetische Träume haben und manche Dinge, die ihnen widerfahren, bereits zu kennen glauben.


Die Zeit vergeht ihnen wie im Flug. Nichts tut sich währenddessen auf dem in der Bucht liegenden Krud Adznar. Butzbacher und Brommelmeier fühlen sich so frei und leicht, dass es ihnen schon seltsam vorkommt. Doch dann wird Brommelmeier klar, dass er sich in Ivy verliebt hat und zwar so sehr wie einst in seine große Liebe Jona, die ihn vor vielen Jahren verlassen hatte. Als Brommelmeier Ivy seine Liebe gesteht, reagiert sie ehrlich erfreut. Doch Brommelmeier begreift, dass Ivy seine Gefühle nicht teilen kann. Sie und ihre Eltern leben ohne ein Gefühl von Mangel, ohne tiefes Begehren in vollkommender Zufriedenheit. Butzbacher und Brommelmeier dämmert es, dass sie ein Paradies bewohnen, ein eisiges zwar, aber doch ein Paradies, in dem es eine Vollkommenheit gibt, die die Menschen wunschlos macht, und der Blick, in den sie die Insel bisher gefasst haben, ändert sich.
Schon kommt es ihnen so vor, als löste die Erinnerung an die Konflikte an Bord, die Eitelkeiten, menschlichen Schwächen und Neurosen Heimatgefühle in ihnen aus. Zunehmend erscheint ihnen der Ort an dem erfüllte und lebensfrohe Gleichmäßigkeit herrscht, monströs.


Als endlich ein Rettungsschiff zur Krud Adznar durchkommt und die Passagiere aufnimmt, verlassen Butzbacher und Brommelmeier die Insel, wissend, dass zumindest ihr menschliches Dasein an Sehnsüchte, Verluste, Zweifel und Konflikte geknüpft ist. Daran, dass sie bereit sind, all diese zu empfinden, bzw. zuzulassen und tiefe Verbindungen mit Menschen einzugehen, die sie beeinflussen und verändern können.

Zum Abschied gibt Ivy Brommelmeier den bei der Ankunft gefundenen Schlüssel zurück, der ihm beim Besteigen des Schiffes jedoch aus der Hand gleitet.

Mikrodramen Beispiele

Butzbacher & Brommelmeier in: Bisschen Welt verändern
Butzbacher kniet neben der Straße und blickt auf eine leicht ansteigende Böschung.
Er streckt sich und greif mit beiden Händen unter einen massiven Findling aus Granit. Mit aller Kraft hebt er diesen an und wuchtet ihn keuchend etwa 30 Zentimeter weiter westlich wieder zwischen das harte gelbgrüne Gras.
Brommelmeier: Was machst Du?
Butzbacher: Ein bisschen die Welt verändern.

Butzbacher & Brommelmeier in: Heldentag
Butzbacher macht Liegestütze.
Er ist sehr angestrengt, hochrot leuchtet der Kopf.
Brommelmeier betritt den Raum und schaut Butzbacher bei dieser Übung zu.
Butzbacher:    Ich kann nicht mehr.
Er hält inne. Beißt die Zähne zusammen.
Butzbacher:    Doch. Ich kann doch noch.
Butzbacher macht weiter. Hält aber bald wieder inne.
Butzbacher:    Ich kann nicht mehr.
Er hält inne.
Butzbacher:    Doch. Ich kann doch noch.
Wieder legt er sich ins Zeug.
So geht es ein Dutzend Mal.
Brommelmeier, schließlich:    Und was soll diese Übung?
Butzbacher:    Ich bilde mich zum Helden aus.
Brommelmeier nickt und denkt nach, während Butzbacher weitermacht.
Brommelmeier:    Werden gerade wieder welche gebraucht?
Butzbacher:    Ja.
Brommelmeier begibt sich in Bodenlage und tut es Butzbacher gleich.
Brommelmeier:    Ich kann nicht mehr.
Er hält inne. Beißt die Zähne zusammen.
Brommelmeier:    Doch. Ich kann doch noch.